Month: August 2014

Über Inklusion und die Konferenz AFem2014 – vom Organisationskommitee (13.01.2014

Über Inklusion und die Konferenz AFem2014

– vom Organisationskommitee (13.01.2014)

In der letzten Woche haben wir einen Aufruf, sich an der Konferenz-Organisation zu beteiligen, veröffentlicht und verbreitet. Dieses Statement wurde wegen seiner Erklärung der Entscheidung, Cis-Männer nicht zum Organisieren oder Teilnehmen an der Konferenz einzuladen, breit als cis-sexistisch kritisiert4.

Die Wut und die Verletzungen, die dieses Statement bei trans*Personen, genderqueeren, gender-fluiden und nicht-binären Menschen verursacht hat, tun uns aufrichtig leid und wir sind dankbar für die Kritik, die wir erhalten haben. Wir schätzen die Energie und Zeit all derer, die uns offene Briefe und Emails geschrieben oder die Sache in sozialen Netzwerken diskutiert haben. Die AFem2014-Konferenz sollte in ihrer Organisation weder Cis-Sexismus noch andere geschlechtliche Unterdrückung reproduzieren.

Wir lesen eure Kritiken und überlegen, wie wir unsere Vorgehensweise verändern können.

Unser Ziel ist es, einen sicheren und empowernden, herrschaftskritischen Raum zu schaffen für alle, die Unterdrückung in Zusammenhang mit Geschlecht erfahren. Wir gestehen ein, dass wir das bisher in unseren Planungen nicht geleistet haben. Wir als Organisierende sind bereits eine gemischtgeschlechtliche Gruppe, würden uns aber freuen, von mehr trans*-, genderqueeren, gender-fluiden und nicht-binären Menschen etwas zum Thema zu hören. Lange hat es Spannungen dahingehend gegeben, wie ein sichererer Raum für aufgrund von Geschlecht unterdrückte Menschen geschaffen werden kann und wir wollen, dass dieses Gespräch zu einer besseren Praxis beiträgt.

Bitte kontaktiert uns per Email unter afem [at] afed [dot] org [dot] uk, wenn ihr Punkte habt, derer wir uns annehmen sollten.

Unser nächstes Organisations-Treffen findet am 8.Februar in London statt. Sagt uns bescheid, wenn ihr vorbeikommen und Teil dieser Diskussion sein wollt.

Anmerkung zur Übersetzung:

Wenn ihr den Text diskutiert, kommentiert oder kritisiert, bedenkt bitte, dass Übersetzungen es immer schwer haben, alle Implikationen oder auch den Tonfall adäquat wiederzugeben. Begriffe aus den gender und queer studies ins Deutsche zu übersetzen, ist schwierig. In deutscher Sprache an englischssprachig schon lange geführte Diskurse anzuknüpfen, ist schwierig. Erst recht, wenn man darin, wie ich, nicht geübt ist. Man hätte noch viel mehr Erklärungs- und Anmerkungs-Fußnoten einbauen können. Aber: Zu viele Fußnoten und zu langer Text sind auch schwierig. Verbesserungsvorschläge: gern! Die Übersetzerin.

1Kyriarchie: miteinander verbundene, interagierende, multiplikative Systeme von Herrschaft und Unterwerfung, in denen dieselbe Person in einem Kontext Unterdrückte und in einem anderen Kontext privilegiert sein kann. Wird z.B. im Feminismus zur Erweiterung des Begriffs des Patriarchats genutzt. (Anm. d. Übers.)

2binär: zweiteilig, bezieht sich hier auf oft unhinterfragtes, ausschließliches Modell der Zweigeschlechtlichkeit (Anm. d. Übers.)

3safer space: ‘sichererer’, geschützterer Raum; bezieht sich hier auf diskriminierungskritische Praxis. Beispielsweise kann ein Raum geschützt, bzw. geschützter als andere, vor rassistischer Diskriminierung sein, wenn er privilegierte weiße Menschen ausschließt (Anm. d. Übers.).

4Es gab und gibt eine breite, teils hoch emotionale Diskussion, die zu verfolgen interessant ist. Um mal ein Diskussionsfeld zu umreißen: Sind trans*Männer keine ‘richtigen’ Männer, auch wenn sie dies sein wollen? Wie lässt sich die gemeinte Unterdrückung treffend benennen? Werden trans*Männer ‘als Frauen’ unterdrückt? Oder ‘aufgrund ihres Geschlechts’ – das aber in diesem Fall gar nicht ‘ihres’ ist? Wie ist das bei trans*Frauen? In diesem Text lautet die Formulierung nun ‘gender oppressed people’. Dies mit ‘geschlechtlich unterdrückt’ zu übersetzen, kennzeichnet Geschlecht nicht als konstruiert. Deshalb wähle ich lieber Formulierungen wie ‘im Zusammenhang mit’ / ‘in Bezug auf’ / ‘aufgrund von Geschlecht” – also: weil so etwas wie Geschlecht existiert… Vielleicht wäre ‘sexistisch unterdrückt’ noch besser? (Anm. d. Übers.)